Die alten Treppenstufen knarzen unter unseren Füßen. Wir steigen die hölzerne Wendeltreppe hinauf und stehen vor der Bibliothekstür. Diese öffnen wir uns sie schwingt nach innen auf. Bücherregal um Bücherregal stehen aneinandergereiht in der Mitte des Raumes und bedecken zum Teil auch die weißen Wände. Bücher in allen möglichen Farben reihen sich aneinander und lassen nur wenig Licht von den alten Fenstern in den Raum. Wir schlendern an Literaturwerken, alten Zeitschriften und wissenschaftlichen Büchern vorbei, um schließlich vor den speziell angefertigten Regalen zu halten. Diese Regale bestehen aus Buchenholz, welches sich bei Berührung mit Wasser verzieht. Das Glas ist mit einem UV-Schutz geschützt, um die mehr als 200 Jahre alten Bücher der Scheuten´schen Bibliothek zu schützen. Hinten sind die Regale offen, damit die Bücher nicht verstauben oder kaputt gehen. Unser Schlüssel rasselt, während wir ihn im Schloss des Regales drehen.

Mit einem leisen Klicken entriegelt sich das Schloss und wir ziehen die Doppeltüren auf. Mit geübten Handgriffen greifen wir nach einem 245 Jahre alten Buch, in dem Reisebeschreibungen dokumentiert sind und halten es gut in der Hand, während wir das Regal wieder verschließen. Der Buchrücken war schon vergilbt und die Seiten zerrissen. Wir werden das Buch zu Hause restaurieren müssen. Vorsichtig legen wir es auf den alten Schreibtisch und greifen zielsicher nach dem alten Findbuch, indem alle Bücher der Bibliothek vermerkt sind, und schlagen die erste Seite auf. Nach einer halben Ewigkeit haben wir den Namen des Buches gefunden. Auf den Seiten dieses Buches sind schon viele Büchernamen durchgestrichen, da diese entweder zerstört wurden oder an einem anderen Ort liegen.

Wo heute die große Rasenfläche vor dem Moltke liegt, war früher ein großes Löschwasserbecken. Unter diesem lag der Keller des Moltke und im Zweiten Weltkrieg wurden dort, aber auch in der heutigen Mediathek die alten Bücher gelagert. Das Wasser sickerte durch den Boden und beschädigte die Bücher im Keller. Diese Wasserschäden müssen nun ausgebessert werden. Manche Bücher, die in der Stadtbücherei gelagert wurden, sind nun in Museen ausgestellt, zum Beispiel in der Burg Linn. Um einen klaren Überblick über die Bücher der Moltke-Bibliothek zu erhalten, müssen alle Bücher gefunden und ihr Aufenthaltsort eingetragen werden. Diese Bücher sind besonders wertvoll, da die meisten seit Gründung des Gymnasiums am Moltkeplatz von Adam Wilhelm Scheuten in der Bibliothek liegen. Das älteste Buch stammt aus dem Jahre 1536. Viele seltene Exemplare, wie ein Lateinisches Wörterbuch, welches nur drei Mal aufzufinden ist, werden hier gelagert.

Wir nehmen uns das alte Buch und gehen zielstrebig an den Büchern der Lehrerbibliothek vorbei und drücken die Tür wieder auf. Leise fällt sie zu und rasselnd drehen wir den Schlüssel im Schloss. Mit dem Buch in der Hand verlassen wir Raum 61 und wenden uns von der Welt der Bücher ab.

Informationen durch Herrn Wüst, Verein zur Erhaltung der Scheuten´schen Bibliothek

Herr Wüst bietet auf Nachfrage gerne eine Führung für interessierte Schüler*innen und Eltern an.

 

Annabel Walpurger und Emily Bühring, 7a, Moltke-Redaktion