HIV/AIDS Infoveranstaltung mit Matthias Gerschwitz

Etwas Positives kann wohl jeder momentan gebrauchen. Davon, dass positive Ergebnisse auch weniger erfreulich sein können, sprach am 28.11.2022 Matthias Gerschwitz, Autor mehrerer Bücher und selbst HIV-positiv. Anlässlich des Weltaidstages am 01. Dezember klärte er die neunten Klassen über HIV und Aids auf. Bereits zum zehnten Mal war er mit Patricia Held und Anja Wiesel von der Aids-Hilfe Krefeld unterwegs.

Matthias Gerschwitz, der eigentlich eine Werbeagentur betreibt, erklärte zuerst einmal, was diese Immunschwächekrankheit überhaupt ist. Mit dem Mythos, „schwul“ und HIV würden automatisch zusammenhängen, räumte er gleich zu Beginn auf. Jeder könne betroffen sein; dem Virus sei es egal, ob man Bankdirektor sei oder auf der Parkbank schlafe. Deshalb sei es umso wichtiger, sich über die Krankheit und Schutzmöglichkeiten zu informieren. „Wissen bedeutet, dass man keine Angst haben muss“, so Gerschwitz. Er selbst erzählte offen von seiner Infektion und dem Leben damit. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, die mal Ernsthaftigkeit, mal Lachen in der Klasse erzeugte. Seit 29 Jahren weiß er bereits, dass er HIV-positiv ist. Zwischen den alten Leuten in der Praxis fühlte er sich damals wie ein Alien. Sein Arzt prophezeite mit den Worten „Genießen Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt“ einen frühen Tod. Doch mittlerweile ist Matthias Gerschwitz 63 Jahre alt. Denn während man früher noch völlig hilflos gegen die Krankheit war und Medikamente in anderen Ländern sehr teuer sind, gibt es heute -zumindest im Westen- gute Behandlungsmethoden. Mittlerweile ist sogar eine normale Familienplanung trotz Infektion möglich. Gleichwohl bleibt HIV unheilbar. Eine Diagnose, die Gerschwitz daher zuerst sehr bedrückte. Damals gab es noch viele Einschränkungen für Infizierte, einige davon bestehen bis heute. Viele Menschen trauen sich nicht, offen mit ihrem Ergebnis umzugehen, weil sie Diskriminierung fürchten. Matthias Gerschwitz jedoch fand seinen Optimismus wieder und hat gelernt mit HIV zu leben. Was sein damaliger Arzt ihm riet, ist zu seinem Motto geworden. Das Leben genießen. Heute möchte er eine Gesellschaft auf Augenhöhe schaffen. Denn: „Respekt vor einer unheilbaren Krankheit heißt auch Respekt vor den Erkrankten selbst.“ Seine HIV-Diagnose sei eine Metapher für eine Situation, auf die man nicht vorbereitet sei. Deshalb appellierte er abschließend an alle, vorsichtig mit Informationen aus dem Netz umzugehen. Das Internet bedeute den (metaphorischen) Tod. Wenn man dagegen wirklich wissen will, ob man infiziert ist, sind offizielle Tests die einzig sichere Wahl.

Nach dieser Flut an Informationen war die Klasse ungewöhnlich ruhig, eine Fragerunde blieb aus. Der ein oder andere wunderte sich über die rote Schleife im Hintergrund. Diese habe nichts mit Weihnachten zu tun, so Gerschwitz, sondern sei ein Zeichen der Solidarität mit Betroffenen. Zum Abschluss dieser unglaublich informativen und kurzweiligen Veranstaltung schickte er die Schülerinnen und Schüler mit den Worten „Positiv denken und negativ bleiben“ in die Pause.

(Lucia Rücker 9a, Matthias Trinh EF, Moltke-Redaktion)